Geschrieben von Katrin am 10.06.2008 um 13:37:
Die Rocker sind da
M?nster - Rocker wissen sich in Szene zu setzen. Zuerst also kommen die Motorr?der, schwere Maschinen sind das, Harleys zumeist, mit ihren laut knatternden Motoren. Dahinter dann rollen dicke Autos, ihrer Motoren brummen satt und tief. Nach Polizeiangaben knapp 400 Hells Angels und 100 Bandidos fahren am Dienstagmittag vor dem m?nsterischen Landgericht vor. Sie wollen die urspr?nglich f?r 15 Uhr angesetzte Urteilsverk?ndung im sogenannten Rockermord-Prozess verfolgen.
Die Polizei sichert das Gericht mit mehreren Hundert Beamten, sie wurden aus ganz NRW zusammengezogen. "Wir sind auf alles vorbereitet", sagt Polizeisprecher Klaus Laackman. Urspr?nglich hatte die Polizei mit insgesamt 1000 Mitgliedern der beiden bis aufs Blut verfeindeten Banden gerechnet.
Die Bandidos sagen wieder nichts, winken ab, bleiben stumm.,Die Hells Angels hingegen haben Kreide gefressen. Einen Bandenkrieg? - "Gibt es nicht." Und die Auseinandersetzungen beim Prozessauftakt? - "Welche Auseinandersetzungen?"
Der Sprecher der Truppe, der nur Django genannt werden will, und dessen Kutte ihn als Vize-Pr?sident des Chapters Westside Bremen ausweist, ist freundlich und friedlich. Ja; sie seien mit dem Verlauf des Prozesses sehr zufrieden. "Der Vorsitzende hat gute Arbeit geleistet." Nun wollten sie das Urteil h?ren. "Und danach fahren wir wieder nach Hause, was denken Sie denn, dass wir sonst machen?" Randale vielleicht? "Gibt es heute definitiv nicht." Dann sagt er noch nett danke und verschwindet.
Bereits am fr?hen Morgen hat die Polizei damit begonnen, die Einfallstra?en in die Stadt zu kontrollieren. Ab elf Uhr sind dort Panzerfahrzeuge aufgefahren und Sperren errichtet worden. Wie beim Prozessauftakt im Dezember h?lt die Polizei die beiden Banden strikt auseinander. Vor dem Gericht wurden kurz vor Mittag Sperrgitter aufgebaut. Dort m?ssen sich die Bandidos sammeln. Die Hells Angels m?ssen auf der anderen Seite des Gerichtes warten.
Das Landgericht richtet sich auf einen langen Tag ein. Nach dem j?ngsten Schlag der Polizei gegen die Hells Angels bei Bremen mit 14 Festnahmen, der m?glich geworden war, weil ein Aussteiger ausgepackt hatte, will der Vorsitzende des Schwurgerichts, Michael Skawran, den Kronzeugen zun?chst h?ren. Er geh?rt demselben Chapter an, wie das Ibbenb?rener Mordopfer Robert K. Dieser soll nach Angaben der Staatsanwaltschaft im M?rz 2007 von zwei 36 und 48 Jahre alten Bandidos mit f?nf Sch?ssen ermordet worden sein.
"Der Vorsitzende erhofft sich von dem Zeugen Aussagen zur Person des Toten", sagte der Sprecher des Landgerichts, Benedikt Vieth. Hintergrund: Die Verteidigung hatte im Laufe des Verfahrens angedeutet, dass der 48 Jahre alte K., der in Ibbenb?ren einen Motorradhandel betrieben hat, aussteigen wollte und darum wom?glich von eigenen Bandenmitgliedern ermordet worden sein k?nnte.
Davon will Django, der Hells Angels Sprecher, nichts wissen. "Das ist vollkommener Bl?dsinn", sagt er. Dass es in seinem Chapter einen Aussteiger gehen soll, davon will er erst am Morgen erfahren haben. "Ich kenne keinen Namen."
"Wir sehen in der angek?ndigten Vernehmung des Zeugen keine Wende den Prozess", sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Wolfgang Schweer. Die Verhandlung habe keinen Hinweis darauf ergeben, dass K. die Hells Angels habe verlassen wollen. "Seine Frau hat ausgesagt, ihr Mann sei ein leidenschaftliches Mitglied der Bande gewesen."
Das Urteil k?nnte wom?glich erst am sp?ten Abend verk?ndet werden.
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