Geschrieben von Katrin am 11.02.2009 um 08:54:
Toter Skinhead: Zweiter Tatverd?chtiger verhaftet
Steinchen f?r Steinchen setzten die Kriminalisten vom Landeskriminalamt in Bregenz zusammen, um das Tatgeschehen im Clubheim der "Outsider" in Lauterach zu rekonstruieren, wo ein Skinhead erstochen wurde.
Der nicht vorbestrafte Messerstecher Michael T. sitzt derzeit bis zur offiziellen Anklage wegen der t?dlichen Messerstiche in Untersuchungshaft - wie auch jener 35-j?hrige Tiroler, der mit einem Baseball-Schl?ger auf die Skins losging.
"Friedfertig und hilfsbereit"
Fix und fertig ist Engelbert H., Vater des Messerstechers. ?Mein Sohn hat keine Vorstrafen, war als gesellig und freundlich bekannt. Ich kann mir das nicht erkl?ren. Derzeit wei? er gar nichts, ist verst?rt und am Boden", sagte der Mann den Vorarlberger Nachrichten. Er werde seinen Sohn nicht im Stich lassen, ?aber ausl?ffeln muss er das selber." Als friedfertig und hilfsbereit galt Michael T. in seiner Fu?acher Nachbarschaft. ?Der Bub hat immer gegr??t und uns oft bereitwillig beim Heuen geholfen", beschreibt Nachbarin Anneliese Blum den Dachdecker. ?Ich k?nnte nichts Schlechtes ?ber ihn sagen."
W?hrend die Staatsanwaltschaft in Feldkirch zun?chst keine Ausk?nfte geben wollte, sprachen die Vorarlberger Nachrichten mit einem Zeugen, der das Drama aus seiner Sicht schilderte. ?Outsider" Michael: ?Die f?nf Skins kamen eigenm?chtig ins Lokal. Es lie? sie niemand herein. Wir hatten gerade die Bar ger?umt und die Gl?ser gesp?lt, sa?en noch ein wenig beisammen. Man gab ihnen noch ein Bier. Pl?tzlich h?re ich, wie einer schreit: ?Diese Schei?-Musik?. Eine von uns rief, ?Schmei?t sie raus!? Dann ging?s auf einmal wild zu. Ich sah dann nur noch, wie einer der Skins blut?berstr?mt am Boden lag." Zum Tatzeitpunkt waren noch zw?lf ?Outsiders" im Lokal.
Familienfest
Fest steht, dass der Alkohol beim blutigen Geschehen zwar eine Rolle gespielt haben mochte, aber nur bedingt als Erkl?rung f?r den Gewaltexzess heralten kann. Das wird auch von den ermittelnden Beamten so eingesch?tzt.
Die ?Outsider" hatten am vergangenen Samstag in ihrem Lokal ein Familienfest veranstaltet. ?Da waren kleine Kinder, Jugendliche und ?ltere. Wir ?ltere brachten sp?ter die Kinder nach Hause", berichtet Engelbert H. In der Lauteracher Nachbarschaft wurden die ?Outsider" akzeptiert. ?Es gab in dem halben Jahr, seit sie im Haus sind, nie Problem", sagt B?rgermeister Rhomberg. Auch er ist ob der Tat fassungslos.
Die Tat
Die Staatsanwaltschaft ist derzeit noch mit den Verh?ren besch?ftigt. Von diesen sowie von der f?r heute angesetzten Obduktion soll es weitere Aufschl?sse ?ber die Tat geben. W?hrend die Untersuchungen auf Hochtouren laufen, haben vier Gesinnungsfreunde des Get?teten am Sonntagabend das Vereinsschild beim Clubheim des Motorradclubs ?Outsider" entfernt. Die vier M?nner, die die Clubtafel entfernten sind zwischen 16 und 24 Jahre alt und werden wegen Sachbesch?digung angezeigt.
Mahnwache
Neben Kerzen zum Gedenken wurden in der Nacht auch Botschaften wie ?Man sieht sich zweimal im Leben" platziert. Unterzeichnet war die Botschaft mit ?B&H Vorarlberg" was ein Hinweis auf die rechtsradikale Skinhead-Gruppierung ?Blood & Honour" sein k?nnte. ?Von Seiten der Sicherheitsdirektion wurden s?mtliche Ma?nahmen in die Wege geleitet, um m?glichen Racheakten vorzubeugen", so Bachmann. Mehrere Skinheads hielten gestern vor dem Tatort eine Art Mahnwache ab. Sie wurden dabei von der Exekutive ?berwacht.
Die Rockergruppe
Durch die Bluttat im Clubheim des MC Outsider Vorarlberg in Lauterach, die am Wochenende ein Todesopfer gefordert hat, r?cken die Au?enseiter unvermittelt wieder in den Mittelpunkt einer zweifelhaften Aufmerksamkeit.
Um die Vorarlberger ?Outsider", die in der Biker-Szene ein ziemliches Eigenleben f?hren und etwa weder im Outsider MC Austria noch in der ?sterreichischen Biker Union (?BU) organisiert sind, war es zuletzt eigentlich relativ ruhig geworden. Die L?ndle-Outsider waren gleichsam lange Zeit au?en vor, blieben viele Jahre ohne Auff?lligkeiten.
Ganz im Gegensatz zu den wahrhaft wilden Zeiten der Vorarlberger Rocker-Szene in den 1990-er Jahren, in denen die Outsider immer wieder im Brennpunkt des Geschehens standen und durch blutige Zwischenf?lle f?r negative Schlagzeilen sorgten.
Die Konflikte und Konkurrenzk?mpfe in der MC-Szene gipfelten im September 1994 schlie?lich in ein schie?w?tiges Rocker-Duell auf dem Gel?nde des damaligen Clubheims der Outsider in H?rbranz.
Der Anlass des damaligen Streits zwischen den rivalisierenden Motorradclubs war, dass sich die L?ndle-Outsider in der Auffassung der anderen Biker-Clubs sich offenbar partout nicht an die ?Regeln" halten wollten. Also wollten die ?Outsider" aus Wien und Tirol im Zusammenspiel mit den befreundeten Clubs der ?Hell?s Angels" und der ?Road Devils" die ?Unstimmigkeiten" ein f?r alle Mal bereinigen. Dabei wurden indes von Anfang an wenig Worte gemacht. Die Frontstellung der Rivalen m?ndete in H?rbranz in ein Feuergefecht, bei dem sich Dutzende ?Outsider" aus Voralberg und Mitglieder der ?Road Devils" gegen?berstanden. Knapp 100 Sch?sse aus Pumpguns, Kleinkalibergewehren und Schrotflinten wurden damals binnen weniger Minuten abgegeben. Wie durch ein Wunder gab des damals ?nur" drei Verletzte.
Nach dem Prozess um die wilde Schie?erei nahm die Polizei die Rocker-Szene in Vorarlberg genau ins Visier und sorgte schlie?lich auch durch eine massive Pr?senz daf?r, dass vorderhand Ruhe im Umfeld herrschte.
http://www.suedkurier.de/region/bodenseekreis-oberschwaben/vorarlberg/art372497,3631177